Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Wenn ich auch der Meinung bin, dass die Kirche sich aus den Wahlkämpfen besser heraushalten sollte, bin ich dankbar für das Statement der Deutschen Bischofskonferenz, dass die AfD für Christen nicht wählbar ist.“

Diözesanratsvorsitzender Dr. Michael Wolf bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats

„Wenn ich auch der Meinung bin, dass die Kirche sich aus den Wahlkämpfen besser...

Mehr
Letzte Vollversammlung des Diözesanrats in dieser Wahlperiode – Gremium will Absenkung des Wahlalters als politisches Ziel verfolgen – Diözesanadministrator Boom über neuen Bischof: „Jung heißt er, jung ist er“

Viel Applaus für den scheidenden Vorsitzenden

Würzburg (POW) Als Diözesanratsvorsitzender Karl-Peter Büttner am Ende der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken sagte, dass er wie bereits bei seiner letzten Wahl angekündigt, nicht für eine vierte Amtsperiode antreten werde, wurde es für einen Moment sentimental: Sichtlich gerührt nahm Büttner den langen stehenden Applaus der Delegierten im Exerzitienhaus Himmelspforten entgegen. Wie zuvor Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom und Domkapitular Thomas Keßler, Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators, dankte er allen Frauen und Männern, die sich ehrenamtlich in den Gremien des Bistums engagieren und so das kirchliche Leben „maßgeblich mitprägen“. Er werde künftig als einfaches Mitglied dem Diözesanrat angehören, erklärte Büttner.

Zum letzten Mal in der Wahlperiode 2014-2018 traf sich der Diözesanrat, das oberste Vertretung der Laien im Bistum Würzburg, von Freitag, 16., bis Samstag, 17. März, zu einer Vollversammlung. Auf der Tagesordnung im Exerzitienhaus Himmelspforten stand im Studienteil das Thema „Wahlrecht für alle“. In einem Meinungsbild am Ende einer ausführlichen Diskussion signalisierte eine deutliche Mehrheit, dass eine Absenkung des Wahlalters als Ziel durch den künftigen Diözesanrat weiterverfolgt werden solle.

Bei einer vorgeschalteten Podiumsdiskussion zeigte sich der Landtagsabgeordnete Manfred Ländner als Vertreter der Politik skeptisch gegenüber der Idee, das Wahlalter von bisher 18 Jahre auf 16 oder gar noch jünger herabzusetzen. „Das bringt – wenn überhaupt – nur kurzfristig mehr Interesse seitens der jungen Leute an der Politik.“ Ein solches Vorgehen könne im Gegenteil von der jungen Generation gar als kurzfristige Anbiederung aufgefasst werden. „Wenn das Wahlrecht etwas Besonderes ist, welches Signal geht dann von einer allgemeinen Freigabe aus?“, warnte Ländner.

Eine gänzlich andere Sichtweise trug Sebastian Heimann, Bundesgeschäftsführer des deutschen Familienverbands vor. Er erklärte, das Wahlrecht unterliege seit jeher einem ständigen Wandel. Unter anderem war es einst an finanzielle Unabhängigkeit gebunden, Frauen in Deutschland gar bis 1919 vorenthalten. 1948 habe das Wahlalter bei 21 Jahren gelegen und sei 1972 auf 18 Jahre abgesenkt worden, „obwohl erst 1975 die Volljährigkeit von 21 auf 18 Jahre gesenkt wurde“. Heimann plädierte dafür, dass es ein Wahlrecht für alle geben müsse. „Nur wer wählt, zählt.“

In eine ähnliche Richtung ging die Argumentation von Lisi Maier, Bundesvorsitzende des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Laut jüngster Shell-Jugendstudie sei das Interesse junger Leute an Politik zuletzt deutlich gestiegen. Bei der Kinder- und Jugendwahl, die der Bundestagswahl vorgeschaltet war, hätten die jugendlichen Wähler zudem ganz ähnlich wie die Erwachsenen votiert, mit dem Unterschied, dass die extremen Parteien links wie rechts deutlich weniger Stimmen erhalten hätten. „Junge Leute müssen die Folgen heutiger Politik länger ertragen. Je früher sie sich beteiligen können, desto eher lernen sie, wie Demokratie funktioniert. Und das erhöht die Stabilität des Systems.“ Zudem drohe eine einseitige Ausrichtung der Politik an der älteren Generation, da im Jahr 2035 die Hälfte aller Wähler Rentner seien.

Auch die Zukunft der kirchlichen Gremien war Thema für die Delegierten. Nach einem Rückblick auf die Arbeit der Vollversammlung, des Vorstands und der Sachausschüsse in der abgelaufenen Wahlperiode richtete die Versammlung eine Arbeitsgruppe ein. Diese soll bis zur Konstituierung des neuen Diözesanrats „Aufgaben, Kompetenzen und Zusammensetzung der Pfarrgemeinderäte, Dekanatsräte und des Diözesanrats unter den sich ändernden gesellschaftlichen, kirchlichen und strukturellen Rahmenbedingungen prüfen sowie der Vollversammlung Vorschläge zu einer Neuausrichtung unterbreiten“, heißt es in einem verabschiedeten Papier.

In seinem letzten „Bericht zur Lage“ sprach Diözesanratsvorsitzender Büttner unter anderem über die Ernennung von Dr. Franz Jung zum neuen Bischof von Würzburg. „Die vielen guten Äußerungen, die ich über ihn aus dem Diözesanrat Speyer gehört habe, fand ich bei einem kurzen, erfreulichen und persönlichen Gespräch bestätigt.“ Im Blick auf die Pfarrgemeinderatswahl vom 25. Februar plädierte Büttner dafür, alternative Wahlmodelle mit demokratischer Legitimation zu finden, da oftmals nicht mehr Kandidaten zur Wahl stünden als Mitglieder zu wählen seien. Deutlich kritisierte er die aktuelle Debatte über die Streichung des Werbeverbots für Abtreibung. „Das menschliche Leben mit seiner unbedingten Würde muss von seinem Beginn als Embryo bis zum Tod geschützt werden. Darum muss die Werbung für Abtreibung grundsätzlich untersagt bleiben.“ Für das Projekt „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“ betrachtete Büttner es als sinnvoll, dass bis zum Ende der Vakanz ein Moratorium eingelegt werde. „Wohl sollen schon begonnene Überlegungen und Diskussionen in den entsprechenden Gremien fortgeführt und eventuell zu einem vorläufigen Abschluss gebracht werden.“

Diözesanadministrator Boom zeigte sich in seinem Wort an die Delegierten sehr erfreut, dass in Rekordzeit ein neuer Bischof gefunden wurde. „Jung heißt er, jung ist er.“ Er berichtete zudem, dass sich die Vollversammlung der Deutschen Bischöfe in Ingolstadt mit dem Dialog mit den Kirchen Mittel- und Osteuropas befasst habe. „Die Kirche schuldet Europa das Beispiel des gelingenden Dialogs.“ Zudem habe die Bischofskonferenz sich mit dem Thema Transparenz in Finanzangelegenheiten beschäftigt. Das Thema sei enorm komplex. „Organisation und Verfasstheit eines Bistums sind nicht mit der eines Wirtschaftsunternehmens vergleichbar“, betonte der Weihbischof. Die Transparenz über die Finanzen der Kirche sowie deren Kontrolle müssten dennoch deutlich erhöht werden. Die Bischofsvollversammlung habe zudem im Zusammenhang mit der Flüchtlingsthematik klar betont, dass die Einheit der Familie einen besonderen Stellenwert habe und daher die Politik diesem Anliegen mehr Rechnungen tragen müsse.

mh (POW)