1. 50 Jahre Würzburger Synode
Wir feiern in diesem Jahr mehrere kirchliche Jubiläen: Heiliges Jahr, 60 Jahre 2. Vatikanisches Konzil und am 23. November 1975 – also vor 50 Jahren – endete die Würzburger Synode. Diese hatte als Ziel die Beschlüsse des 2. Vatikanischen Konzils für die deutschen Bistümer umzusetzen. Wegweisende Ergebnisse dieser Synode waren unter anderem Beschlüsse zur „Beteiligung der Laien an der Verkündigung“ – einem Papier, das zu viel Diskussion in Deutschland aber auch zwischen Deutschland und Rom geführt hat. Noch heute sind Punkte der Würzburger Synode zwischen Rom und Deutschland ungeklärt, sie sind wohl im vatikanischen Giftschrank gut verwahrt. Es gilt für uns, diese zumindest in Teilen in diesem Jubiläumsjahr zu sichten und mit den Beschlüssen des Synodalen Wegs, wo möglich, in Relation zu setzen. Auch wenn sie schon 50 Jahre alt sind, gibt es für uns Interessantes zu entdecken, waren die meisten von uns doch noch Kinder oder vielleicht auch noch gar nicht geboren, als diese Beschlüsse niedergeschrieben wurden.
Ein Ergebnis der Würzburger Synode sind die Laienräte in Deutschland, in denen sich das nicht-geweihte Kirchenvolk auf Ebene der Pfarrei bis hin zur Diözese organisiert hat. Von daher sind die Ergebnisse der Würzburger Synode für jeden – damit auch für unseren – Diözesanrat von größtem Interesse. Der Diözesanrat wird sich in der Herbstvollversammlung mit diesem Thema befassen.
2. Anpassung der Rätesatzungen
2022 wurden nach Abschluss des Umstrukturierungsprozesses im Bistum die Satzungen der Räte angepasst bzw. neu erstellt, um sowohl den neuen Strukturen als auch der Situation der freiwillig Engagierten in den Gemeinden und Räumen Rechnung zu tragen. Damals wurde festgelegt, dass diese Satzungen auf Basis der Erfahrungen angepasst werden können und müssen. Im ersten Halbjahr 2025 ist dies ein Schwerpunkt der Diözesanratsarbeit. Aktuell erarbeitet eine Arbeitsgruppe die Satzungsänderungen für die Gemeindeteams, die gemeinsamen Pfarrgemeinderäte, die Räte im jeweiligen Raum und den Diözesanrat. Hier werden die Erkenntnisse aus der laufenden Sitzungsperiode in verbindliche Regeln überführt. Ziel war und ist, flexible Vereinbarungen für die Wahl und die Arbeit der Räte zu erreichen und sowohl die Vergleichbarkeit der Strukturen als auch die demokratische Legitimation im Bistum sicherzustellen. Insbesondere wird den unterschiedlichen Arbeitsweisen in den Pastoralen Räumen Rechnung getragen. Das Dekanat als zusätzliches Strukturelement, das außerhalb der Linie angesiedelt ist, wird im 2. Halbjahr ein Thema sein. Zunächst muss die Vollversammlung im März dieses Jahres die erarbeiteten Änderungen prüfen und genehmigen, bevor sie durch den Bischof in Kraft gesetzt werden können.
3. Strategie und Standards
Neben diesen strukturellen Arbeiten richtet sich der Blick des Diözesanrats auch auf die Umsetzung der Diözesanstrategie. Im letzten Jahr wurden die Arbeiten zum eigentlichen Strategiepapier abgeschlossen, das Papier auf einem Diözesanforum diskutiert und anschließend veröffentlicht. Die Arbeiten zur Umsetzung und insbesondere die Implementierung der operativen Prozesse unter den Vorgaben der Strategie sind natürlich noch nicht abgeschlossen. Diese Arbeiten werden vom Diözesanrat begleitet. Wesentlich in diesem Zusammenhang sind die Pastoralen Standards, die eine gemeinsame Handlungsbasis für Dienste im Bistum darstellen. Sie sollen die Prozesse innerhalb eines definierten Rahmens vereinheitlichen, ohne eine Gleichheit zu erzwingen, die schon rein strukturell in unserem Bistum mit seinen städtischen und ländlichen Strukturen nicht sinnvoll möglich ist. Hier sind die Arbeiten noch nicht abgeschlossen und es sind noch weitere Standards zu erstellen. Alle Standards werden durch die Gremien – darunter auch der Diözesanrat – diskutiert und votiert. Hier wird sich der Diözesanrat auch weiterhin konstruktiv beteiligen, um die Sichtweise der Basis bestmöglich einzubringen.
4. Synodaler Weg
Ein weiterer Aspekt, der in diesem und auch in den folgenden Jahren von hoher Relevanz für das Bistum sein wird, ist die Frage nach der Umsetzung der Ergebnisse des Synodalen Wegs. Bischof Franz Jung ist Mitglied in der Kommission II - "Evaluation und Monitoring der Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges" und wir sind gespannt auf die Ergebnisse dieser Evaluation und insbesondere der daraus gezogenen Schlussfolgerungen. Hier gilt es als Konsequenz aus den überregionalen Ergebnissen eine gute Lösung für das Bistum Würzburg zu erarbeiten.
Bischof Franz Jung hat für unsere Diözese den Diözesanpastoralrat als kirchenrechtlich verfasstes Gremium zur Umgestaltung als synodales Gremium ins Auge gefasst. Die aktuelle Zusammensetzung und das fortschreitende Wachstum werden analysiert und Strukturänderungen im Sinne eines synodalen Gremiums vorgeschlagen. Aktuell laufen erste Diskussionen über eine mögliche Größe und Zusammensetzung, noch nicht aber über die Aufgaben bzw. Rechte. Der Diözesanrat unterstützt diese Überlegungen und wird sich über seine Vertreter im Diözesanpastoralrat intensiv mit einbringen, um eine möglichst optimale Lösung für unser Bistum sicherzustellen.
5. AG Sakramentenspendung
In der Herbstvollversammlung des Diözesanrats wurde ein Initiativantrag angenommen, der die Bistumsleitung auffordert, eine Arbeitsgruppe zum Thema „Sakramentenspendung durch Laien“ einzurichten. Die Diözesanleitung hat diesem Wunsch entsprochen und eine von Seiten des Bistums hochrangig besetzte Arbeitsgruppe eingerichtet in der auch 4 Diözesanratsmitglieder arbeiten. Hierfür bedanken wir uns. Ich möchte an dieser Stelle auch generell auf die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Diözesanleitung und Diözesanrat hinweisen.
Der Zeitplan der Arbeitsgruppe reicht bis ins erste Quartal 2026, um noch vor dem Katholikentag – zu dem ich noch komme – einen Abschluss zu erreichen, der die Grundlage für eventuelle Maßnahmen sein kann.
Lassen Sie mich noch zu drei weiteren, abschließenden Punkten Stellung nehmen.
6. Katholikentag
Würzburg ist der Gastgeber des Katholikentags 2026. Aktuell laufen die Arbeiten, um den organisatorischen Rahmen und die inhaltliche Arbeit festzulegen. Die Arbeitsgruppen und Arbeitskreise konstituieren sich. Dabei wird von Seiten des ZdK auf bewährte Strukturen und Prozesse zurückgegriffen.
Für den Diözesanrat gewöhnungsbedürftig ist die Arbeitsweise und die Möglichkeit der Einflussnahme: Würzburg ist nur Gastgeber, nicht aber der Ausrichter. Trotzdem ist die Zusammenarbeit zwischen Bistum und dem Katholikentagsbüro gut, wenn auch nicht alle Entscheidungen vom Diözesanrat nachvollziehbar sind. Trotzdem sehen wir voller Vorfreude dem kommenden Katholikentag entgegen und hoffen auf rege Beteiligung des Bistums.
7. Missbrauch
Vor dem Katholikentag 2026 erwarten wir noch die Veröffentlichung der Missbrauchsstudie durch die UKAM. Der Diözesanrat wird sich mit diesem Dokument und den ggf. daraus resultierenden Maßnahmen – falls solche notwendig sein sollten – befassen und auseinandersetzen. Wir erwarten hier, dass die Transparenz und der Eifer in der Aufklärung der Sachverhalte auch in Zukunft nicht nachlassen werden.
8. Aschaffenburg
Zum Schluss möchte ich noch kurz auf den Angriff auf eine Kindergartengruppe in Aschaffenburg in der letzten Woche eingehen. Wir – und da spreche ich für alle Mitglieder des Diözesanrats mit denen ich seit dem Angriff in der letzten Woche gesprochen habe – stehen dem Ereignis fassungslos und erschrocken gegenüber. Der Schmerz über den Tod eines Kindes und eines Helfers mit Zivilcourage sowie mehrerer Verletzter ist gut zu verstehen. Trotzdem gilt es den Zusammenhalt der Bevölkerung zu suchen. Spaltungsbemühungen – hier „wir“ und dort „die“ – müssen bekämpft werden. Sicherlich gab es Versagen, was den Umgang mit dem Täter im Vorfeld angeht. Das ist angesichts zweier verlorener Leben unverzeihlich. Aber das politische hin und her sowie gegenseitige Schuldzuweisungen helfen nicht weiter.
Was notwendig ist, ist ein Zusammenstehen: Aschaffenburg hat gezeigt, wie das funktionieren kann. Viel weniger Teilnehmer waren bei Hetze und Aufwiegelung zu sehen als bei den friedlichen Trauerversammlungen.
Dr. Michael Wolf, 29.01.2025