Würzburg/München (POW/lkb) Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern will als Zeichen gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus keine Mandate an Vertreter der AfD vergeben. „Wer sich nicht zur Verfassung und den Menschenrechten bekennt, darf bei uns keinen Platz haben“, hat Joachim Unterländer, Vorsitzender der Laienorganisation, bei der Herbstvollversammlung des Landeskomitees im Würzburger Burkardushaus betont. Aus diesem Grund würden auch nach dem Einzug der AfD in den bayerischen Landtag keine Vertreter der Partei als Einzelpersönlichkeiten für das Landeskomitee vorgeschlagen. „Die im Bayerischen Landtag vertretenen demokratischen Parteien werden aber auch in Zukunft durch Mandatsträgerinnen und Mandatsträger in der Mitgliederversammlung des Landeskomitees vertreten sein.“ Das Landeskomitee tagte von Freitag, 10., bis Samstag, 11. November, in Würzburg.
Die stellvertretende Vorsitzende des Landeskomitees, Monika Meier-Pojda, nahm auch jede und jeden einzelnen Delegierten in die Pflicht. „Demokratie ist kein statistisches Gebilde, das von alleine funktioniert“, mahnte sie. „Es erfordert immer wieder der Vergewisserung der Grundrechte und Grundwerte, zu denen es sich zu bekennen gilt. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sich gerade wir als Christinnen und Christen verpflichtet sehen müssen.“ Die Absicht der Staatsregierung, eine sogenannte Verfassungsviertelstunde einzuführen, begrüßte das Landeskomitee. Gleichzeitig unterstrich Unterländer: „Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen braucht auch weiterhin religiöses Leben in der Schule. Passende Angebote müssen dazu künftig verstärkt umgesetzt werden.“
Ebenso sei kirchliche Bildungsarbeit auch in Zukunft unverzichtbar, so der Landeskomitee-Vorsitzende: „Unsere Kirche darf sich nicht aus dem Bildungsbereich zurückziehen. Wir verstehen Bildung im Sinne eines lebenslangen Lernens und fordern daher, dass die Vielfalt vom frühkindlichen Bereich über Schule und Hochschule sowie Jugendbildungsarbeit bis hin zur Erwachsenenbildung erhalten bleibt.“ Beim ersten katholischen Bildungsgipfel im April des kommenden Jahres sollten deshalb alle Akteure der kirchlichen Bildungsarbeit für eine Bestandsaufnahme zusammengebracht werden.
Weitere Schwerpunktthemen in den Berichten des Präsidiums waren der Synodale Weg und die Weltsynode, zu denen sich das Landeskomitee weiter klar bekannte. Die stellvertretende Vorsitzende Elfriede Schießleder sagte, im kommenden Jahr werde sich zeigen, „ob es dann in Rom weiter bei der innerkirchlichen Nabelschau bleibt. Für uns Frauen, für uns Verbände ist manches aus den Diskussionen sehr schwer zu ertragen.“ Laien seien geduldig, langmütig und voller Hoffnung. „Frauen ganz besonders“, betonte Schießleder.
Angesichts der zunehmenden Digitalisierung des Alltags und neuer Entwicklungen wie der Künstlichen Intelligenz forderte das Landeskomitee zudem eine Medienbildungsoffensive. „Nur wer Medien als wesentliches Instrumentarium im Kommunikationsprozess einer demokratischen Gesellschaft begreift, ihre sozial-ethischen Werte am Fortbestand der Entwicklung unserer Ordnung anerkennt sowie deren Gefährdung im Auge behält und sich bewusst macht, wird als kritischer Konsument handeln können“, heißt es in einem Positionspapier, das die Laienorganisation am Samstag verabschiedet hat. Nötig sei eine „qualifizierte und umfassende Medienbildung über alle Generationen hinweg“. Sowohl in schulischer wie außerschulischer Bildungsarbeit, in der beruflichen Aus- und Weiterbildung, insbesondere in den sozialen und kirchlichen Berufen, müssten verstärkt Kompetenzen zum Medienverständnis, der Medienbildung und der Mediennutzung vermittelt werden.
Eine besondere Rolle innerhalb der Medien kommt nach Ansicht des Landeskomitees dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu, der seine gesetzlich verankerten Aufgaben in der Bereitstellung von Angeboten in umfassender und ausgewogener Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung zu erfüllen habe. „Wir Katholikinnen und Katholiken in Bayern stehen uneingeschränkt zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Darüber hinaus fordern wir die Entwicklung von weiteren Initiativen, die sich dem Gemeinwohl, der Demokratiebildung und -unterstützung, den Werten eines christlichen Gottes- und Menschenbildes sowie der Achtung der Menschenrechte verpflichtet wissen.“
Die eigene Stärke der Katholiken in Bayern sieht das Landeskomitee in einer „Vielzahl eigener medialer Institutionen und Projekte, die sich in Gesellschaft und Kirche gemeinsam einmischen und deutlich machen, wo diese gegen Menschlichkeit und Gemeinwohl verstößt“. Deshalb sei es notwendig, zukünftig „nicht nur auf absendergesteuerte Kommunikation offizieller Presseorgane zu setzen“, sondern neue Initiativen zu fördern, die die Bedürfnisse und Bedarfe der Menschen aufgreifen. Angestrebt werde deshalb auch eine Veranstaltung, in der kirchliche Medienschaffende und Institutionen gemeinsam der Frage nachgingen, wie eine gelingende soziale Kommunikation angesichts der vielfachen Herausforderungen heute gelingen könne.
In jedem Fall bedarf es nach Ansicht der katholischen Laien einer „verstärkten Zusammenarbeit kirchlicher Gruppierungen, die Eigeninteressen überwinden und um des Wohles der Menschen in einer demokratischen Gesellschaft und offenen Kirche willen verbinden“. Die Kirche müsse zu einer größeren medialen Geschlossenheit kommen, lautete ein Resümee des Landeskomitees.