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Statement des Vorstands des Diözesanrats
zum Gutachten über die Fälle sexuellen Missbrauchs in der Diözese Würzburg

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Kleine Schritte, große Hoffnungen

Als diskretes Experiment startete die Initiative „Priester im Dialog“: Im Herbst 2007 trafen sich erstmals ausgeschiedene Priester der Diözese Würzburg mit Vertretern der Diö­zesanleitung. Mittlerweile organisiert auch die Erzdiözese München und Freising solche Treffen. Im Sonntagsblatt äußert sich Dr. Edgar Büttner, auf dessen Anstoß hin die Diözese Würzburg seit zehn Jahren „Ehemalige“ einlädt. Er berichtet über die Begegnungen – und über Schicksale suspendierter Priester.

? Herr Dr. Büttner, welchem Zweck dient „Priester im Dialog“?

Dem verstorbenen General­vikar Dr. Karl Hillenbrand ging es um einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Kirchenleitung und ausgeschiedenen Priestern. Die meisten Teilnehmer der Treffen wurden vom Dienst suspendiert, weil sie heiraten wollten. Durch die Treffen wollen wir Entfremdung von der Kirchenleitung überwinden und aus der Sprachlosigkeit herausfinden. Auch untereinander sind Solidarität, Unterstützung und Austausch für „Ehemalige im Priesteramt“ sehr wichtig.
Außerdem haben wir seit 2007 konkrete Projekte in Angriff genommen, zum Beispiel die kirchliche Kommunikation, wenn ein Priester seine Gemeinde verlässt. Wir haben erreicht, dass der Bischof heute nicht nur im Einzelfall, sondern in der Regel einen Beauftragten in die jeweilige Gemeinde schickt, der die Verabschiedung gestaltet und dem ausscheidenden Priester die Anerkennung der Diözesan­leitung ausspricht. Es gilt: Einmal Priester – immer Priester.

? Wie laufen diese Dialogtreffen ab?

Die Treffen finden auf Einladung von Generalvikar Thomas Keßler und Personalreferent Domkapitular Dietrich Seidel zwei Mal im Jahr einen Tag lang statt. Die Diözese übernimmt die Kosten für Anreise, Verpflegung und Übernachtung, sonst könnten manche gar nicht kommen. Wir beginnen mit der Laudes, dann informiert der General­vikar über die pastorale Situation und Aktuelles. Man tauscht sich aus über das eigene berufliche und kirchliche Engagement, über finanzielle Unterstützung und berufliche Perspektiven in der Kirche. Spannend ist für mich immer die Frage, wie verhei­ratete Priester ins kirchliche Leben eingebunden werden können.
Fast jedes Mal sind Gäste eingeladen, zum Beispiel in der Vergangenheit Bischof  Dr. Friedhelm Hofmann, Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Weihbischof Ulrich Boom, Alfred Kraus und Gerhard Weber als Vorsitzende des Priesterrats oder Finanz­direktor Albrecht Siedler.    Immer dabei sind Christian Ammersbach und Karl Feser von der Pfarrer-Initiative. Auch ein Mitglied des Klerusvereins gehört seit Anbeginn dazu: Waldemar Wolf, seit  45 Jahren verheiratet, drei Kinder. Besonders erwähnen möchte ich auch den ehemaligen Regens Heinz Röschert, der zum „harten Kern“ gehörte, nun jedoch altersbedingt nicht mehr teilnimmt, sowie Domkapitular em. Dr. Heinz Geist, den viele schon als Spiritual kannten. Die Atmosphäre bei den Treffen ist gelöst, aber es werden immer kritische Fragen gestellt. Es gibt keine Denk- und Redeverbote.  

? Wie ist die Resonanz? Steigt die Teilnehmerzahl oder nimmt sie eher ab?

Es gibt annähernd 40 mögliche Teilnehmer. Etwa die Hälfte von ihnen hat Interesse signalisiert. Seit einigen Jahren stabilisiert sich die Teilnehmerzahl bei etwa einem Dutzend.  

? Wissen Sie etwas darüber, warum manche auf die Teilnahme verzichten?

Es gibt mehrere Gründe: Manche wohnen weit weg von Würzburg. Einige sind zu alt oder krank. Manche sagen auch: „Ich komme nicht, weil ich mir nichts davon verspreche. Da wird sich nichts ändern.“ Der verstorbene Dr. Hillenbrand äußerte einmal: Je konservativer ein Priester vor seiner Heirat war, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er zu solchen Treffen kommt.  

? Welche Unterstützung bekommen ausscheidende Priester von der Kirche?

Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass die aus Unterfranken stammenden Bischöfe Julius Döpfner und Josef Stangl sich in den sechziger und siebziger Jahren in ihren Diözesen sehr für verheiratete Priester eingesetzt haben. Beide sorgten dafür, dass diese Personen als Religionslehrer oder in anderen kirchlichen Berufen, zum Beispiel in der kirchlichen Verwaltung, unterkamen.   Gleichzeitig wurden Hunderte Suspendierter aus ganz Deutschland als Berufsberater an die damalige Bundesanstalt für Arbeit vermittelt. Dieser Einsatz ist ein starkes Motiv für mein Engagement bei „Priester im Dialog“. Diese unterfränkisch-christliche Tradition führen wir weiter.   Priester, die wegen des Zölibats ausscheiden, bekommen in der Regel eine Abfindung von mindestens 1000 Euro pro Dienstjahr. Im Falle einer Ausbildung ist zusätzlich auch eine zeitlich befristete monatliche Unterstützung möglich. Personalreferent Domkapitular Dietrich Seidel unterstützt also, ganz im Sinne von Papst Franziskus, je nach Bedarf bei der Neuqualifikation, der Arbeitsplatzsuche und gibt Tipps zum Beispiel für Praktika im kirchlichen Bereich.   Das berufliche Profil und die Mentalität eines Pfarrers oder Kaplans passen nicht ohne Weiteres in eine Konkurrenzgesellschaft. Auch deswegen hat die Kirchenleitung eine besondere Verantwortung.  

? Auch finanziell fallen ausscheidende Priester wohl oft in ein Loch, oder?

Ja. Und die finanzielle Unterstützung der Kirche soll dazu führen, dass sich Priester nicht mehr als Keyboard-Verkäufer, Nachtportier im Hotel oder Taxifahrer durchschlagen müssen. So etwas darf es nicht mehr geben. Darin sind sich alle Beteiligten einig. Ich selbst war mit 33 Jahren trotz drei Dutzend Bewerbungen drei Jahre lang arbeitslos, bevor  ich beruflich wieder Fuß fassen konnte. Erwähnt werden sollte außerdem, dass alle Diözesen beim Ausscheiden eines Priesters die Dienstzeit bei der Deutschen Rentenversicherung Bund nach­versichern müssen. Früher galt der Zeitpunkt der Priesterweihe. Wir haben in den Gesprächen Entgegenkommen dafür gefunden, in Würzburg künftig den Zeitpunkt der Diakonenweihe zugrundezulegen. Interview: Ulrich Bausewein

Das vollständige Interview lesen Sie im Sonntagsblatt Nr. 28 vom 9. Juli 2017.