Mir haben seine ersten Worte an die auf dem Petersplatz versammelte Menge – und natürlich auch den Rest der Welt – gefallen und sie wecken Hoffnung. „Der Friede sei mit Euch“ waren seine ersten Worte. Frieden in der Welt ist notwendig. Die Kirche muss sich in der Welt engagieren, um diesen Frieden zu befördern. Frieden ist eine Kernaufgabe der Kirche, ohne Frieden ist eine gesellschaftliche Entwicklung nicht möglich.
Papst Leo sprach davon, dass die Kirche für alle offen sein muss, die Menschen umarmen. Um das zu tun, muss die Kirche missionarisch sein. Das kann sie nur dann sein, wenn sie aus der Wohlfühlzone ausbricht und im Sinne von Papst Franziskus an die Ränder geht und dabei mit beiden Beinen in der Welt steht und gleichzeitig die Frohe Botschaft verkündet - überall. Als Präfekt der Bischofskongregation hat er Kontakte in die ganze Welt und weiß, was in den verschiedenen Regionen der Welt gebraucht wird und vor welchen Herausforderungen die jeweiligen Ortskirchen stehen. Unter Berücksichtigung seiner Erfahrungen als Bischof in Peru hoffe ich auf eine Fortsetzung der Politik von Papst Franziskus sich den Armen und Bedürftigen zuzuwenden. Und wenn es wahr ist, dass die Papstnamen von Vorbildern der Namensträger zeugen, dann hoffe ich auf einen politischen Papst, einen der sich einmischt wo es notwendig ist.
Ich wünsche mir, dass er auch die Person ist, die Reformer und Traditionalisten wieder näher zueinander zu führt. Schon die Wahl seiner Kleidung – mit roter Mozetta im Gegensatz zum schlichten Weiß von Papst Franziskus – deutet in diese Richtung. Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers, was für alle kirchlichen Parteien sicherlich gelten wird.
Papst Leo sprach von einer synodalen Kirche. Dies ist gerade in der heutigen Zeit insbesondere in Europa und Deutschland extrem wichtig. Er hat erkannt, dass wir miteinander reden müssen. Schweigen führt nicht weiter und einsame Entscheidungen haben oft wenig Akzeptanz. Wir müssen gemeinsam um die richtige Lösung der vielfältigen Aufgaben ringen. Das gilt insbesondere auch für die Frauenfrage, bei der er in der Vergangenheit Flexibilität gezeigt hat. Vielleicht ergibt sich mit Leo XIV die Möglichkeit, diese für viele brennende Frage zumindest in Teilen einer guten Lösung zuzuführen, vielleicht auch nur einer regionalen Lösung. Ich hoffe hier, dass eine Einheit in Vielfalt möglich sein wird. Ebenso baue ich auch auf seine klösterliche Ausbildung und das dort geübte gemeinsame Diskutieren von anstehenden Aufgaben und Problemen.
Sicherlich wird er seine augustinische Spiritualität mit einbringen, das zeigt schon seine Aussage „mit Euch bin ich Christ - für Euch Bischof“. Ich hoffe, dass er einen eigenen, spezifischen Leo XIV Weg findet, der unserer Kirche die Freiheit im Glauben und Einheit in der Vielfalt ermöglicht und das Gute, das Papst Franziskus angestoßen hat weiterführt und neue Ideen einbringt.