Würzburg (POW) Kommunikation und Einsicht auf beiden Seiten der Konfliktparteien im Heiligen Land hat Diözesanratsvorsitzender Dr. Michel Wolf bei der Herbstvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg am Freitag, 11. Oktober, angemahnt. „Ich bin der festen Meinung, Frieden ist möglich.“ Das zeige die eigene deutsche Geschichte mit Frankreich. Zwischen den einstigen „Erbfeinden“ bestehe heute eine freundschaftliche Beziehung. „Gerade wir in Deutschland haben die Aufgabe, den jüdischen Staat zu unterstützen oder zumindest zu versuchen, ihn auf die Schiene Richtung Frieden zu setzen“, betonte Wolf in seinem „Bericht zur Lage“ vor den Delegierten im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten. Deutlich kritisierte er den in Folge der israelischen Reaktion auf den Angriff vom 7. Oktober 2023 wieder zunehmenden Antisemitismus in Deutschland und weltweit. Der Militäreinsatz in Gaza gebe „noch lange nicht das Recht, Juden, also Angehörige einer Glaubensgemeinschaft, verbal oder körperlich anzugehen“, betonte er.
Besonderen Dank sprach Wolf dem Verein Donum Vitae aus, der sich seit 25 Jahren für das ungeborene Leben einsetzt, „auch gegen den Widerstand von Teilen der verfassten Kirche“: Norbert Baumann, Vorgänger von Karl-Peter Büttner im Amt des Diözesanratsvorsitzenden, sei Gründungsmitglied. Bewusst habe er 2006 auf eine erneute Kandidatur für den Vorsitz des Diözesanrats verzichtet, um den Würzburger Bischof vor Konflikten mit Rom zu bewahren. „Hier kann ich nur symbolisch meinen Hut ziehen und ihm für die Arbeit – auch unter widrigen Umständen – nur danken.“ Sollte der Bundestag die grundsätzliche Strafbarkeit eines Schwangerschaftsabbruchs in den ersten Monaten abschaffen, werde die Beratung künftig entfallen. „Wir können dann keine Alternativen zur Abtreibung aufzeigen und so das ungeborene Leben schützen“, gab Wolf zu bedenken.
Die kürzliche Irland-Wallfahrt mit den Häuptern der Frankenapostel war für Wolf ein Höhepunkt dieses Jahres. „Unsere Gastgeber haben sich massiv ins Zeug gelegt.“ Da die irischen Partner schon seit Jahren regelmäßig zur Kiliani-Wallfahrtswoche kämen, stelle sich die Frage, ob es nicht auch regelmäßige Gegenbesuche geben sollte. „Mullagh ist schneller zu erreichen als Mbinga und Óbidos“, betonte Wolf. Deutlich sprach er sich zudem dafür aus, dass die Weltsynode in Rom sich zu einer ständigen Synode weiterentwickelt. „Es ist wichtig, dass wir innerkirchlich miteinander und nicht nur übereinander reden. Dafür scheint dieses Forum das richtige zu sein.“ Das gelte nicht zuletzt für Themen wie „Amt und Frau“.
Bischof Dr. Franz Jung sprach sich in seinem Wort an die Delegierten dafür aus, kein neues Amt für Frauen zu schaffen, sondern den Diakonat für diese zu öffnen. Dass in den Bistümern Rottenburg-Stuttgart und Osnabrück Laien taufen und beim Ehesakrament assistieren dürfen, entspreche in seinen Augen nicht der sakramentalen Grundstruktur der Kirche und basiere dagegen argumentativ nur auf einer Notlösung. Der Bischof zeigte sich erfreut, dass die vom Bistum Würzburg mit einer Handreichung eingeführte „Lectio divina“, also zur gemeinsamen Bibellektüre und dem Gespräch über den gelesenen Text, bundesweit zur Vorlage für ähnliche Projekte in anderen Bistümern geworden sei.
Ausdrücklich dankte der Bischof allen Frauen und Männern, die beim zeitlich eng getakteten synodalen Prozess des Erstellens des Strategiepapiers für das Bistum Würzburg mitgearbeitet haben. Jetzt gehe es in einem nächsten Schritt darum, das Papier umzusetzen und das Bistum strategisch neu auszurichten. „Das Bistum kann auf Dauer nicht alle Gebäude unterhalten. Wir haben aber, anders als andere Diözesen, keine allgemeine Schließliste veröffentlicht. Die Verantwortlichkeit bleibt vor Ort.“
Dr. Stephan Steger, Leiter des Referats Verkündigung und Liturgie, informierte zudem über den Pastoralen Standard „Geburt und Taufe“. Demnach ist geplant, dass die Pastoralen Räume künftig in einer Selbstverpflichtung unter anderem mehr Flexibilität ermöglichen, wenn es um Wochentag, Kirchenraum, Form der Katechese und den Geistlichen für eine Taufe geht. Ähnlich sei das bereits beim Thema „Tod und Trauer“ geschehen, erklärte Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran. „Wir lernen dazu und wir werden besser“, sagte er. Grundsätzlich erachteten er und auch Bischof Jung ein zentrales diözesanes Beschwerdemanagement für unerlässlich.
Mehr Entscheidungsraum in den Gemeinden vor Ort bringt nach den Worten des Generalvikars auch die neue Möglichkeit der Auszahlung einer Ehrenamtspauschale an Gottesbeauftragte und Begräbnisleiterinnen und -leiter. Darüber befinde, ganz nach dem Subsidiaritätsprinzip, die Kirchenverwaltung vor Ort. „Wir sind mit dieser Zahlung für Ehrenamtliche deutschlandweit Pioniere“, betonte Vorndran.
Domkapitular Albin Krämer, Bischofsvikar für den Katholikentag 2026, stellte gemeinsam mit Dominik Großmann, Referent des Bistums Würzburg für den Katholikentag, das an diesem Tag vom Hauptausschuss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) beschlossene biblische Motto „Hab Mut, steh auf!“ für die Großveranstaltung in Würzburg vor. Er bezeichnete vor dem Diözesanrat den Katholikentag als „große Chance für das Bistum“. Wer Ideen für Angebote habe, sei aufgerufen, bis spätestens April 2025 seine Bewerbung einzureichen, damit diese geprüft werden könne. „Prima wäre es auch, wenn sich pro Pastoralem Raum eine Handvoll Frauen und Männer im Bistumsbüro für den Katholikentag 2026 (E-Mail dominik.grossmann@bistum-wuerzburg.de, Telefon 0931/38665107) melden, die bereit sind, sich regelmäßig über den aktuellen Stand zu informieren und als ,Botschafterinnen und Botschafter für den Katholikentag' und Ansprechpartner für die Pfarreiengemeinschaften zu fungieren.“
Der Diözesanrat beschloss zudem am Samstag, 12. Oktober, einen Initiativantrag, in dem die Diözesanleitung aufgerufen wird, eine Arbeitsgruppe zu gründen, um die Spendung der Sakramente der Ehe, Taufe und Krankensalbung durch Laien zu prüfen. Diese soll paritätisch mit Mitgliedern des Diözesanrates und Hauptamtlichen aus den pastoralen Berufsgruppen besetzt sein. Ziel ihrer Arbeit solle es sein, „die Qualität der Seelsorge unter der Maßgabe des Bibelworts „Was soll ich Dir tun?“ durch den Einsatz von Laien zu verbessern“, heißt es in dem mehrheitlich beschlossenen Antrag.
mh (POW)