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„Wenn ich auch der Meinung bin, dass die Kirche sich aus den Wahlkämpfen besser heraushalten sollte, bin ich dankbar für das Statement der Deutschen Bischofskonferenz, dass die AfD für Christen nicht wählbar ist.“

Diözesanratsvorsitzender Dr. Michael Wolf bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats

„Wenn ich auch der Meinung bin, dass die Kirche sich aus den Wahlkämpfen besser...

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Ein „Meilenstein“ in der Liturgie

50 Jahre deutsches Chorgebet in Münsterschwarzach – Stundenbücher in deutscher Sprache waren 1970 revolutionär

Münsterschwarzach (POW) Zum 50. Mal jährt sich am Freitag, 14. Februar, ein besonderes Ereignis in der Abtei Münsterschwarzach: Im Jahr 1970 sangen Brüder und Patres – Mönche ohne und mit Priesterweihe – zum ersten Mal gemeinsam die Vesper in deutscher Sprache. Im darauffolgenden Sommer wurde das deutsche Stundengebet nach dem „Münsterschwarzacher Antiphonale“ auch in den anderen deutschen Abteien der Missionsbenediktiner von Sankt Ottilien in Sankt Ottilien, Schweiklberg und Königsmünster übernommen.

Entstanden sind die drei Bände des Deutschen Antiphonale in der Abtei Münsterschwarzach zwischen 1970 und 1974 unter maßgeblicher Führung von Godehard Joppich und Pater Rhabanus Erbacher. Auf der Basis des in den frühen 1960er Jahren zusammengestellten so genannten „grünen Büchleins“, in dem Joppich Melodien für das deutsche Tagzeitengebet der Brüder erarbeitete, konnte fast zehn Jahre später ein Meilenstein in der Geschichte der Liturgie begangen werden.

Das zeitgleich stattfindende Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) ebnete den Weg für liturgische Erneuerung – auch wenn es bis zum ersten gemeinsamen Gebet noch dauern sollte. Dass es überhaupt zu einer solchen Neuerung kam, hatte allerdings auch einen anderen Hintergrund. Zur damaligen Zeit war die Trennung und Stellung zwischen Brüdern und Patres an vielen Punkten bemerkbar. So fühlten sich die Brüder oft herabgewürdigt und lebten nicht mit, sondern räumlich getrennt von den Patres. Diese Trennung bestand auch während der Stundenliturgie, welche die Brüder im Brüderoratorium auf Deutsch beteten. Die wenigen gemeinsamen Gebete waren auf Latein – was die Brüder nicht verstanden.

Doch das sollte sich ändern. In Vorbereitung auf das zehnte Generalkapitel der Missionsbenediktiner wurde Ende 1964 eine Kommission gebildet, die Themen aus den jeweiligen Klöstern sammeln sollte. Es war die Zeit, die Unterschiede zwischen Brüdern und Patres deutlich zu benennen. Höchstes Ziel sollte aber die Gemeinschaft aller bleiben. Das Generalkapitel im Oktober 1966 stand daher ganz unter dem Zeichen, die monastische Familie mehr zusammenwachsen zu lassen. Beschlossen wurden unter anderem die noch heute gültige Kleiderordnung sowie das Wahlrecht aller Mitglieder des Konvents mit Ewiger Profess. Bis dahin war dieses den Brüdern verwehrt geblieben. Das gemeinsame Stundengebet wurde zwar erwähnt, jedoch aufgrund noch geltender kirchlicher Vorschriften auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. Es bleibe, so hieß es, aber das anzustrebende Ziel der Zukunft.

Der zwei Jahre später tagende zweite Teil des Generalkapitels beschäftigte sich schließlich auch auf Bitten der Brüder mit der liturgischen Gemeinschaft. Ein Ergebnis war die erste „Deutsche Weihnachtsmatutin ad experimentum“ an Weihnachten 1968, die Godehard Joppich anhand des „grünen Büchleins“ erstellte. Sie war ein Erfolg. Der nächste Schritt war, die Trauermetten für die Karwoche auf Deutsch singbar zu machen. Im Herbst 1969 wurde in Münsterschwarzach der „Entwurf eines deutschen monastischen Offiziums“ von Pater Notker Füglister aus der Abtei Disentis gedruckt. Gemeinsam mit ihm und Pater Georg Braulik veröffentlichten Joppich und Erbacher zeitgleich das „Deutsche Psalterium“, das die Psalmen im Hinblick auf ihre Singbarkeit übersetzte.

Das Deutsche Antiphonale, das Anfang 1970 angekündigt wurde, war daher nur die logische Konsequenz. Noch während der Schaffungsphase wurden in Münsterschwarzach Singstunden für die Mönche veranstaltet. Dann, am 14. Februar, war der große Tag. Die Annalen von Münsterschwarzach beschreiben ihn so: „Der 14. Februar 1970 war ein denkwürdiger Tag. Am Abend sangen wir zum ersten Mal gemeinsam die Vesper in deutscher Sprache. Von diesem Zeitpunkt an singen und beten wir auch gemeinsam das neue deutsche Psalterium.“ Nicht nur das war eine große Neuerung. Drei Tage später wurden erstmals Brüder als Cantores aufgenommen – ein Dienst, der ob der lateinischen Sprache bisher nur Patres vorbehalten war.

Die damals revolutionären Stundenbücher werden heute in vielen Klöstern Deutschlands, aber auch weltweit zum gemeinsamen Gebet genutzt. Von 1986 bis 1990 wurden die Psalter neu übersetzt. Orientiert wurde sich nicht wie vorher an der Übersetzung Romano Guardinis, sondern am hebräischen Originaltext. Die Redaktion um Pater Rhabanus Erbacher, Pater Roman Hofe, Pater Notker Füglister, Pater Georg Braulik, Pater Pirmin Hugger, Pater Willibald Kuhnigk und Godehard Joppich veröffentlichte 1996 das „Benediktinische Antiphonale“ in der heutigen Form und 1997 den Münsterschwarzacher Psalter als Gebetbuch ohne Noten. Beides ist über den Vier-Türme-Verlag der Abtei Münsterschwarzach erhältlich.

Julia Martin (Abtei Münsterschwarzach)

(0820/0190; E-Mail voraus)

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